Eine der ältesten Starwahlen Europas ist die BRAVO-OTTO-Wahl. In diesem Jahr entscheiden die BRAVO-Leser bereits - oder genau - zum fünfzigsten Mal über die Beliebtheit der gerade angesagten Stars und Sternchen. Bereits seit 1957 werden Stars ausgezeichnet und immer waren es ausschliesslich die Leser, die entschieden haben, wer die begehrte Trophäe bekommt.

Halt! Zu beginn war es noch keine Trophäe. Bis 1965 wurden die Sieger mit einer Plakette ausgezeichnet, auf denen OTTO – ein fiktiver Kameramann, der als Zeichnung unterhaltsam durch die BRAVO 'führte' und seine Kommentare abgab – geprägt war. Mit dem Westernboom Mitte der 60er Jahre schuf man den kleinen Indianer, der bis heute das Aussehen des OTTO-Preises bestimmt.

Bleiben wir aber bei dem Wahlverfahren. Es gibt immer wieder 'schlaue' Leute, die behaupten, bei den Wahlen gehe es nicht mit rechten Dingen zu. Ich versichere Ihnen, dass dem nicht so ist, denn ich war jahrelang persönlich für die Auswertung der Stimmkarten zuständig. Natürlich sass ich nicht alleine in meinem kleinen Kämmerlein und habe die Karten gezählt. Nein, dafür war die Teilnahme viel zu gross. Bis zu fünf Millionen Stimmen trudelten in manchen Jahren in der Redaktion ein. Also beauftragte BRAVO eine Agentur, die akribisch jede Stimmkarte auswertete und endlos lange Strichlisten erstellte.

Über den Verlauf der Auszählungen liess ich mich täglich informieren. Einmal in der Woche erhielt ich von der beauftragten Agentur einen offiziellen Zwischenstand, den ausser mir nur der zuständige Chefredakteur zu sehen bekam. Für alle anderen BRAVO-Mitarbeiter galt das Gleiche wie für die BRAVO-Leser: Abwarten bis zur Veröffentlichung! So verhindert man, dass vorab Meldungen nach aussen dringen und Künstler, Manager und Plattenfirmen 'gutgemeinte' Versuche unternehmen, das Wahlergebnis zu beinflussen.

Nach Abschluss der Auszählungen erhielten wir dann das offizielle Ergebnis. Da BRAVO in der Hauptgewichtung eine Musikzeitschrift ist, erhielten die Sänger und Bands logischerweise immer den höchsten Stimmenanteil.

Doch mit Beendigung der Auszählung ging die Arbeit bei BRAVO erst richtig los. Da man spätestens ab Ausgabe Drei den Lesern die Sieger präsentieren wollte, fielen die vorbereitenden Arbeiten hierfür immer in die Weihnachtszeit, die an sich schon stressig genug ist. Aber ein Chef vom Dienst ist da unerbittlich. Die Einhaltung der vorgegebenen Veröffentlichungstermine wird strengstens gefordert!

Ich persönlich übernahm nun den angenehmsten Part der OTTO-Wahlen. Seit 1972 werden aus den Einsendungen die Leser gezogen, die den Stars die Preise persönlich überreichen dürfen. Und das egal wo auf der Welt sich der Künstler gerade befindet. Also spielte Fritz den Glücksboten und rief die Gewinner der Traumreisen persönlich an um Ihnen die freudige Nachricht zu übermitteln.